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Feste/Chroniken-Storys

OT-Vorwort:


Diese Texte sind ein Versuch, euch auf das Chroniken 2023 einzustimmen und euch einen Grund zu geben, wieso euer Charakter an dieser Con und IT am Frühjahrsfeldzug teilnimmt.
Gleichzeitig erzählen sie aber auch aus Sicht Kaelas, was in der Feste gerade passiert – und was eure Charaktere miterleben, wenn ihr es denn wollt. Wer Details zur beschriebenen „Reise“ möchte oder auch aktiv mitwirken will, der findet mehr Hintergrund und Spielmöglichkeiten im unserem neuen Forum: https://feste-der-vielfalt.de/forum/ .

Paladin schnaubte und ruckte am Zügel, so als wollte er seine Reiterin auffordern, endlich weiter zu laufen. Und auch die Gardisten an Kaelas Seite wurden allmählich unruhig. Doch noch konnte sich die Anführerin der Feste der Vielfalt nicht von dem Anblick losreißen, der sich ihr bot. Es war beinahe, als wäre dies das erste Mal, dass ihr bewusst wurde, zu welcher Größe die Feste mittlerweile angewachsen war. Und das, obwohl die Mitglieder der Feste fehlten, die Verpflichtungen in ihren jeweiligen Heimatländern hatten und nur zu Feldzügen verstärkten.

Die Länge des Zuges, den die Feste der Vielfalt bildete, war in jedem Fall beindruckend. Er schlängelte sich durch die flache Hügelkette und verschwand irgendwann im Blau des Horizonts. Bunte Wagen, geordnete Reihen mit Kriegern, Bauern und Handwerkerinnen, die ihr Hab und Gut auf dem Rücken trugen oder auf Pferde geladen hatten.

Musiker, Künstlerinnen, Lebemänner und -frauen. Eine vielfältige Mischung, die vor allem eines vereinte: die stolzen Banner mit dem Feste-Symbol, das über ihren Häuptern wehte.
Der Anblick machte Kaela beinahe etwas wehmütig. Sicher, der Lagerplatz in der Hohld war niemals optimal gewesen. Zu kalt, der dauernde Regen und vor allem die schwierige Versorgung mit Nahrung und anderen Gütern hatten das Leben dort zu einem ständigen Überlebenskampf werden lassen. Und dennoch hatte es sich für einen kurzen Moment so angefühlt, als hätte die Feste der Vielfalt eine Heimat gefunden. Eine Heimat, aus der Untot sie nun vertrieben hatte.

Kaela schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Sie führte Paladin am Zügel vorbei an den Scharen, die sie bereits überholt hatten, bis an die Spitze des Zuges. „Das letzte Mal“, schwor sich der Sturm in Gedanken.

Das letzte Mal, dass wir aufbrechen werden, um eine Heimat zu suchen. Diesmal werden wir einen Platz für uns finden. Diesmal werden wir uns etwas aufbauen, das von Dauer ist. Diesmal werden wir eine Heimat finden. Endgültig. Und diese Heimat werden wir verteidigen. Egal wer versucht, sie uns zu nehmen. Soll Garvan nur kommen. Wir sind bereit.

„Bericht?“, forderte der Sturm der Feste und ließ den Blick über die anwesenden Offiziere und Offizierinnen schweifen. Das Lagerfeuer tauchte die Gesichter der Männer und Frauen in flackerndes Licht. Grimmiger Ernst spiegelte sich darin. „Es waren mehr Untote, als wir so weit im Westen erwartet haben,“ ergriff schließlich Tristan McBride das Wort. Eine Mischung aus Trauer und Wut spiegelte sich in seinen Worten. „Das rote Banner hat sich wacker geschlagen, aber wir haben leider ein paar der Unseren verloren. Und wir haben auch einige Verwundete. Zum Teil schwer.“ „Dasselbe bei uns,“ schloss sich Amarok an. Er spuckte verächtlich aus bei dem Gedanken an die Verfemten, die es geschafft hatten, dem lila Banner solche Verluste beizubringen. „Wie sieht es beim Rest aus?“, hakte Kaela nach. Auch ihr war die Traurigkeit über die Verluste anzusehen. „Caradoc vollständig, aber Verwundete.“ „Blau ebenso“ Reihum erstatteten die Bannerführer Bericht.

Kaela fluchte leise. Sie machte sich keinerlei Illusionen, dass sie alle Untoten erwischt hatten. Auf Reisen in einem langen Heerwurm wie dem ihren, war man angreifbar. Die Feste war angreifbar. Und die Verwundeten waren dabei ein leichtes Ziel. Die Tatsache, dass sie soweit im Westen auf derart viele Untote getroffen waren, zeigte, dass Garvans Drohung vom Sommerfeldzug schneller Realität zu werden schien, als sie alle gehofft hatten. Der König des Untoten Fleisches war stark. Und seine untoten Schergen folgten im willig. Sie würden sich damit beeilen müssen, den Fluss zu überqueren. Und eine natürliche Barriere zwischen sich und dem zu bringen, was sich in der Hohld gerade zu sammeln schien.

„Wir setzen alle Krieger in Bereitschaft,“ entschied Kaela. „Antiochos, Malar, ihr arbeitet einen Plan aus, wie wir die Kampfbanner auf den Heerzug aufteilen, um einen bestmöglichen Schutz zu garantieren. Migosch, die Garde wird hier ebenfalls unterstützen.“ „εντάξε!“, hörte sie die leise Bestätigung ihres Adjutanten. „Wir brechen vor Sonnenaufgang auf. Ich spreche mit Rufus, ob das Arkaneum für einen magischen Schutz für die Wagen mit den Verwundeten und den Kindern sorgen kann. Kap, ich möchte, dass du als Anführer des weißen Banners mit den Alchemisten zusammenarbeitest, und sicher stellst, dass wir ausreichend Heiltränke haben.“ Der Angesprochene nickte.

„Fragen?“ Der Sturm der Feste blickte noch einmal in die Runde. Doch niemand meldete sich. „Also dann, lasst uns loslegen. Für die Feste!“ Für die Vielfalt!“ Die Antwort schallte weit über das Feuer hinaus in die Nacht. Schnell zerstreute sich die Runde und zurück blieben nur die Männer von Skjoldmur, die heute Wachdienst hatten. Kaela nahm sich noch einen Moment und blickte in den Sternenhimmel. Die Tage wurden länger. Die Zeit, in der der Frühjahrsfeldzug stattfand näherte sich. Noch hatten sie keine Berichte erreicht, ob es einen solchen Feldzug in diesem Jahr überhaupt geben würde. Was das Ziel war. Wohin es die Armeen Mitrasperas ziehen würde. Doch Kaelas Instinkte sagten ihr, dass die Zeichen auf Krieg standen. Nicht nur in der Hohld. Sondern überall auf dem Kontinent.

„Hoffen wir, dass wir bald eine Stelle finden, an dem wir den Fluss überqueren können,“ betete Kaela im Stillen. „Hoffen wir, dass wir bald einen sicheren Platz zum Lagern finden. Eine Heimat. Bevor uns der Ruf zum Feldzug erreicht.“ Und mit diesem Gedanken wandte sich Kaela um und machte sich auf den Weg zum Wagen des Arkaneums.

„Kaela, kann ich dich kurz sprechen?“ Die Stimme von Arianna zeigte deutlich, dass es ein dringendes Thema war. „Natürlich“, erwiderte Kaela, rieb sich die Hände, und wandte sich von dem ab, was sie beobachtet hatte. Nach Tagen, in denen die Feste dem Flusslauf nach Süden gefolgt war, hatten sie endlich eine Stelle gefunden, an der sich der Fluss überqueren ließ. Es war bitterkalt geworden. Doch genau dieser Kälte hatten sie die dicke Eisschicht zu verdanken, die ihnen nun als Brücke diente.

Die Späher hatten den Fluss zuerst überquert, gefolgt von zwei Kampfbannern, Blau und Lila. Erst als sicher war, dass am anderen Ufer keine Gefahr drohte, hatte sich der gesamte Zug an eine Überquerung gemacht. Langsam. In kleinen Gruppen. Damit das knirschende und knackende Eis nicht überlastet wurde. Es war ein langwieriges und schwieriges Unterfangen. Nicht jeder traute dem Eis und vor allem Tiere hatten ihre Herausforderungen mit dem ungewohnten Untergrund. Pferde scheuten, Ochsen bockten und manch ein Esel wollte sich gar nicht mehr fortbewegen. Die Überquerung würde also dauern.

„Was kann ich für dich tun?“ fragte der Sturm seine Erste der Kommandantur. „Ich habe eine dringende Botschaft erhalten. Aus sicherer Quelle.“ Die Art wie Arianna das sagte, gab Kaela zu verstehen, dass die Herkunft der Information vertraulich, aber gleichsam vertrauenswürdig war. Sie nickte, zum Zeichen, dass Arianna fortfahren konnte. „Eine der Nyamen hat eine Vision erhalten. Ein Hilferuf aus den Halephischen Wäldern. Dabei wurde auch die Anwesenheit dieser Schatten gespürt, denen einige von uns auf der Sturmwacht begegnet sind. Späher, die in die Region entsandt wurden, haben ebenfalls von der verstärkten Anwesenheit von Schwarzem Eis, aber auch Untod berichtet. Der Feind scheint dort etwas zu suchen. Und irgendetwas ruft dort um Hilfe. Aber um was genau es sich bei beidem handelt können wir noch nicht sagen.“

Kaela seufzte. Genau darauf hatte sie gewartet – und gleichsam gehofft, dass es noch ein wenig dauern würde. Ihr Blick wanderte wieder zum Fluss. „Danke, dass du das direkt mit mir geteilt hast. Sobald wir eine sichere Lagerstätte gefunden haben, sollten wir das besprechen. Einen solchen Ruf können wir nicht unbeantwortet lassen. Doch gleichzeitig hat die Feste der Vielfalt oberste Priorität. Hoffen wir, dass wir schnell genug sind.“

Der Anblick ließ Kaela staunend innehalten. Die Heerführerin stand auf einem Hügel im Schatten einiger Bäume und blickte eine wunderbare Landschaft. Das Tal vor ihr erstrahlte im Grün des Frühlings. Saftige Wiesen, bemalt mit den bunten Tupfen von Blumen wurden an den Hängen vom dunkleren Grün des Waldes abgelöst. In der breiten Talsohle glitzerten die sanften Biegungen eines Flusses in der Morgensonne. Alles wirkt einladend und friedlich. Und am wichtigsten: es wirkte sicher und unbewohnt. Und frei von Untot.

Der Fluss, der dort verlief, war jener, dessen Verlauf die Feste seit Tagen gefolgt war. Genauer, seit sie die Stelle mit den Überresten des Wehrturms passiert hatten. Dort, wo dieser Fluss in den breiten, großen Strom überging, dessen eiserne Schollen ihnen eine Brücke beim Verlassen der Hohld gewesen waren.

Die Reise seitdem war beschwerlich gewesen. Je weiter sie ins Landesinnere vorgedrungen waren, je länger sie den Strom hinter sich zurückgelassen hatten, desto hügeliger und unwegsamer war das Gelände geworden. Doch die Späher waren sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Und so hatte sich der Zug der Feste der Vielfalt vorgekämpft. War alten, verwaisten Pfaden gefolgt und hatte sich dabei immer an den Lauf des Flusses gehalten. Manch ein Rad war über einen Stein gebrochen. Manch ein Stiefel im Schlamm steckengeblieben. Und manch einem Kind war die neue Umgebung, die unbekannten Wälder, der ungewohnten Laute unheimlich geworden. Und doch tanzte das Licht der Hoffnung an jedem Abend durch die Lagerfeuer. Schlich sich ein Lächeln auf erschöpfte Gesichter. Und wurde mit Neugier jeder neuen Entdeckung und jedem neuen Bericht gelauscht. Und nun hatten sie ihr Ziel erreicht.

Kaela brauchte keine Bestätigung eines Spähers, als sie den Hügel erklommen und dessen höchste Stelle erreicht hatte. Nun, da sie es vor sich sah, war es so offensichtlich, so eindeutig, als wäre dieser Ort für die Feste der Vielfalt geschaffen worden.
Das Tal war groß. Groß genug, um sie alle zu beherbergen und Vieh und Ackerbau möglich zu machen. Die Landschaft wirkte fruchtbar, durch die umliegenden Hügel und Berge gut geschützt und dank dem Fluss mit ausreichend Wasser versorgt. Die Hänge, dicht bewaldet, erstreckten sich weit in die Ferne, bis sie sich schließlich in dem Blau der Berger verloren. Der Fluss folgte ihrer Reise und fand vermutlich irgendwo in diesem Blau seinen Ursprung.

Doch es war nicht das Tal, das Kaela so fesselte. Das ihr das Gefühl gab, die Feste der Vielfalt war endlich angekommen. Auch nicht der warme Wind, der ihr ins Gesicht blies, sie willkommen hieß und dabei den würzigen Duft von Frühling mit sich trug. Nein, es war die Anhöhe im Norden, die rechts des Flusses den Taleingang bildete. Und genauer das, was auf ihr thronte.

Eine Festung für die Feste.

Gleich eines Wächters, erhob sich die Ruine eine Wehrfeste über dem Zugang zum Tal. Auf der bewaldeten Anhöhe errichtet, überblickte sie die grünen Ebenen, den blauen Fluß, die dunklen Hänge. Ein Mahnmal für einen jeden, der versuchte das Tal zu betreten. Ein Schutzpatron für all jene, die in darin lebten.

Sicher, das Bauwerk hatte bessere Tage erlebt. Die Mauern waren hoch und fest gebaut, doch an der Wetterseite hatte der Stein sehr gelitten und einer der Wehrtürme war offensichtlich eingestürzt. Die Festung selbst erhob sich in stattlicher Größe und über mehrere Ebenen gebaut hinter den Schutzwällen. Noch war sie zu weit entfernt, um Details wahrzunehmen, doch schon jetzt konnte Kaela erkennen, dass zumindest die oberen Geschosse und das Dach stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Wer auch immer diese Festung errichtet hatte, er wohnte schon seit langer Zeit nicht mehr hier.

Doch Kaela war dies alles nicht wichtig. Niemand in der Feste scheute die Arbeit. Gemeinsam würden sie dem Bauwerk wieder zu altem Glanz verhelfen. Oder zu dessen Fuße etwas ganz Neues erschaffen. Es gab nur eines, was wirklich zählte: Die Feste hatten ihren neuen Lagerplatz gefunden. Einen Platz, an dem es sich lohnte, etwas aufzubauen. Sich niederzulassen.

Die Feste war endlich zu Hause.

Das Murmeln der Menge glich einem Bienenschwarm. Hin und wieder hoben sich einzelne Stimmen daraus ab, die besonders hoch oder tief, oder schlicht auch einfach besonders laut waren. Doch die meisten Gespräche vermischten sich zu einem aufgeregten Summen. Anspannung lag in der Luft. Nervosität.

Kaela konnte diese Gefühle gut nachvollziehen. Es lagen zwei, vielleicht drei Wochen zurück, seit die Feste ihr Lager im Tal aufgeschlagen hatte. Der Ort war vielversprechend, doch nicht ganz so fruchtbar und wohnlich, wie zunächst angenommen. Der jahrelange Einfluss des Untods war auch hier deutlich zu spüren, auch wenn sie noch keine Schergen des Untoten Fleisches zu Gesicht bekommen hatten. Nur langsam ging er zurück. Dennoch war viel seit der Ankunft der Feste passiert. Eine grobe Befestigung zum Schutz des Lagers war errichtet worden. Späher waren ausgezogen, um die nähere Umgebung zu erkunden – und den Steinbruch zu finden, den die Baumeister und Antiochos in der Nähe wähnten. Felder waren bestellt worden. Ein jeder gab sein Bestes, um der Feste einen bestmöglichen Start zu ermöglichen.

Und natürlich hatte man auch die Festung näher in Augenschein genommen. Ein beeindruckendes Bauwerk, errichtet von jemanden, der sein Handwerk verstanden hatte. Die Mauern mehrere Meter dick, mit Gängen und Schießscharten durchzogen, hätte es auch Angriffen mit Belagerungswaffen standgehalten. Die Beschädigungen auf der westlichen Seite jedoch zeigten, dass die Mauern wohl nicht unbesiegbar gewesen waren. Was auch immer die Befestigung aufgerissen hatte, es hatte ein riesiges Loch hinterlassen. Ein Loch, das den Mitgliedern der Feste nun als behelfsmäßiger Eingang diente, da die Ketten des Fallgitters derart festgerostet waren, dass der eigentliche Zugang zur Festung unbenutzbar war.

Durchquerte man das Loch, erreichte man den Innenhof, den manche bereits liebevoll „den Urwald“ nannten. Einst hatte der Hof, mit seinen zahlreichen Nebengebäuden ausreichend Platz für Pferde, Vieh und Vorräte geboten, um im Falle einer Belagerung die Versorgung für einige Monate sicher zu stellen. Nun jedoch war er vollkommen überwuchert und kaum mehr als Innenhof erkennbar. Selbst die beiden Brunnen hatte man unter Massen von Efeu und anderen Schlingpflanzen zunächst für Bäume gehalten. Es hatte ein großes Hallo gegeben, als man schließlich erkannt hatte, um was es sich eigentlich handelte.

Das Hauptgebäude ragte hoch in den Himmel und verfügte wie die Mauern über zahlreiche Türme – von denen allerdings nur noch einer begehbar war. Wenn man das Wort begehbar etwas dehnte. Die restlichen dieser Bauwerke waren eingestürzt, hatten deutlich an Höhe eingebüßt oder lehnten sich an anderen Gebäuden an. Sie wirkten, als würden sie mit dem nächsten kräftigen Windhauch fortgeweht werden und damit den Schindeln der Dächer folgen, die diese Reise schon vor langer Zeit angetreten hatten. Zurück blieben morsche Konstruktionen mächtiger Dachbalken, die der Witterung nun ungeschützt ausgesetzt waren und entsprechend gelitten hatten. Fensterscheiben fehlten gänzlich.

Und doch gab es auch Positives zu berichten. Die unteren Stockwerke waren noch in gutem Zustand, insbesondere die Keller, die sich tief in den Hügel fraßen, auf dem die Festung stand. Und auch die große Halle hatte dem Zahn der Zeit standgehalten – und zahlreichen geflügelten Bewohnern ein sicheres Zuhause geboten. Und hin und wieder entdeckte man kleinere, intakte Zimmer in den verworrenen Gängen der Festung. All jene Räume, die noch benutzbar waren, wurden schnell hergerichtet und dienten nun als fester Stützpunkt für die empfindlichsten und am wenig mobilsten Teile der Feste. Und so fanden das Lazarett, die Bibliothek oder das Alchemielabor schnell eine neue Heimat. Und auch die Kommandantur hatte in der Burg ein improvisiertes Zuhause gefunden.

Alles ging voran. Und mit jedem Tag wurde die Feste sesshafter. Wurde der Ort mehr zu einer Heimat. Für die Feste der Vielfalt, aber auch für Kaela. Wie gern wäre sie hier geblieben. Hätte den Aufbau weiter mit angesehen. Mitgestaltet. Doch der Ruf des Krieges hatte den Sturm der Feste endgültig erreicht. Und so hatte sie die letzten Tage damit verbracht, Briefe über den anstehenden Feldzug an jene Mitglieder der Feste zu senden, die nicht dauerhaft bei der Feste der Vielfalt lagerten. Jetzt stand sie hier. Und blickte in die erwartungsvollen Augen jener, die mit ihr die Hohld verlassen hatten.

„Feste der Vielfalt“, die Stimme der Heerführerin hallte weit über die Köpfe ihrer Zuhörer. „Es ist noch nicht viel Zeit vergangen, seit wir diesen Platz für uns entdeckt haben. Ein jeder von euch hat unermüdlich gearbeitet, um aus diesem Tal unsere neue Heimat zu machen. Eine Heimat, die von Dauer ist. Und auf die wir lange gewartet haben. Eine Heimat bringt vieles. Sie bringt Wärme. Sicherheit. Geborgenheit. Sie bringt einen Ort, zu dem man zurückkehren kann. Sie bringt Verantwortung. Und etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.Es schmerzt mich, dass es schon so bald der Fall ist, doch es ist Zeit, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen. Viele von euch haben bereits Gerüchte vernommen. Von Albträumen und Visionen, die nicht mehr nur Nyamen heimsuchen, sondern auch Magiewirkende. Von Hilferufen, die vor allem jene wahrnehmen, die sich der Natur besonders verbunden fühlen. Von Berichten, dass das Schwarze Eis Expeditionen ausschickt und etwas zu suchen scheint.

Die Halephischen Wälder rufen uns. Und wir, die Feste der Vielfalt, werden diesen Ruf nicht ignorieren. Wir werden uns unserer Verantwortung stellen. Wir werden Mitraspera helfen. Und die Verfemten nicht einfach gewähren lassen.
Ich weiß, für viele von euch ist es nicht einfach, nach der beschwerlichen Reise gleich wieder aufzubrechen. Und so stelle ich es euch frei, mit mir zu ziehen. Diejenigen, sie sich berufen fühlen, sich den Verfemten in den Halephischen Wäldern zu stellen, schließen sich mir an. Jene, deren Berufung in dem Errichten und Bewahren unserer neuen Heimat liegt, bleiben hier. Beides dient dem Wohl der Feste. Beides ist gleichwertig. Beides geschieht für unsere Vielfalt.

Für all jene, die meinem Ruf zu den Waffen folgen: wir brechen in zwei Tagen bei Sonnenaufgang auf.
Und für all jene, die hierbleiben: Ich vertraue auf euch und darauf, dass ihr gut auf unsere neue Heimat achtgebt. Auf das diejenigen, die in den Krieg ziehen, einen Ort haben, zu dem sie zurückkehren können.
Auf das wir alle bald wieder vereint sind.

Für die Feste!“
„Für die Vielfalt!“

Der Ruf schallte laut durch das Tal und hallte an den Berghängen wider.
Der Frühjahrsfeldzug hatte begonnen…

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